Chinesisches Krankheitsmuster „Wind“
Pathogene (Krankmachende) Faktoren dringen laut der TCM (Traditionelle
chinesische Medizin) in unterschiedlicher Form in unseren Körper ein.
Durch Wind, Hitze, Kälte, Feuchtigkeit oder Trockenheit.
Heute habe ich den Sturm „Sabine“ zum Anlass genommen um mich mit dem
pathogenen Faktor Wind beschäftigen.
Wir definieren Wind anhand seines Musters bzw. der Erkrankungszeichen.
Dabei ist es unerheblich ob der Patient gerade einem Wind, oder Sturm
klimatisch ausgesetzt ist.
Die Diagnose Wind wird anhand von Krankheitssymptomen und deren Mustern
gestellt.
Es wird unterschieden in:
Äußerer Wind
Wind- Kälte
Wind-Hitze
Wind-Feuchtigkeit
Innerer Wind
Wind in der Haut
Für die TCM Kundigen:
Wind ist Yang und schädigt Xue und Yin.
Übersetzt heißt das, Wind ist schnell und akut und beeinflusst das
Befeuchten und Nähren des Körpers.
Er ahmt den Wind als klimatischen Faktor der Natur nach.
Wind ist schnell und verändert sich oft, er verursacht Bewegung
(wie das Schwanken der Bäume) und bläst in Unterbrechungen oder mit Böen.
Als Erkrankungen zeigt sich das z.B. bei akuten Virusinfekten, Tremor und
Schwindel (Vestibularsyndrom, Ataxie etc.)
Wind kann allerdings auch das Gegenteil, nämlich alles erstarren lassen.
Das zeigt sich bei Erkrankungen mit Paralysen (Lähmungen),Faszialisparese
oder einfach Nackensteifigkeit. Allerdings ist auch hierbei das Auftreten der
Erkrankung sehr rasch, also akut.
Die Symptome bei einer Winderkrankung sind wechselnd und bewegen sich
von Ort zu Ort wie z.B. bei wechselnden Lahmheiten.
Verspannungen im Genick mit Berührungsempfindlichkeit, tränende und
juckende Augen oder Headshaking sind TCM Wind Symptome.
Plötzlich auftretender Husten mit viel weißem oder klarem Ausfluss bei
gleichzeitiger Berührungsempfindlichkeit am Kopf deutet auf eine
Wind Erkrankung hin.
Ein Kreuzverschlag beim Pferd oder akut auftretender Bandscheibenvorfall
beim Hund würden laut TCM durch einen Angriff von innerem Wind ausgelöst.
Wie immer gilt natürlich auch hier: Bei akuten und lebensbedrohlichen
Situationen wird immer zuerst ein Tierarzt zu Rate gezogen !!!
Eine Wind-Hauterkrankung ist immer mit starkem Juckreiz verbunden.
Keine Genickempflichkeit = Kein Wind
Zusammenfassung:
- Wind beginnt plötzlich
- Wind verursacht eine schnelle Änderung der Symptome
- Die Symptome bewegen sich von Ort zu Ort (z.B. wechselnde Lahmheit)
- Er kann Tremor oder Paralysen verursachen
- Wind wirkt sich auf den vorderen Teil des Körpers aus
- Wind zieht zuerst die Lunge in Mitleidenschaft (äußerer Wind)
- oder beeinträchtigt die Leber (innerer Wind)
- Wind verursacht Hauterkrankungen mit Juckreiz
Äußerer Wind:
Syndrome mit äußerem Wind entstehen wenn äußerer Wind in die Oberfläche
(Haut, Muskeln, Gelenke, Sehnen, Bänder, Knochen und Leitbahnen) eindringt.
Äußerer Wind dringt in den Bereich des Lungen Abwehr- Qi ein und verursacht
Kälteabneigung (Hunde legen sich vor den Kamin und Pferde stellen das Fell
auf), Fieber, Steifheit und Schmerz im Occipitalbereich und einen
oberflächlichen Puls.
Äußerer Wind kann auch direkt in die äußeren Leitbahnen des Gesichts
eindringen und eine Faszialisparese verursachen.
Äußerer Wind kann aber auch in andere Leitbahnen eindringen und sich als
wechselnde Gelenkschmerzen bemerkbar machen (z.B. Arthrititis), das nennt
die TCM dann Bi-Syndrom.
Tetanus gilt als äußere Winderkrankung, da äußerer Wind durch eine offene
Wunde in den Körper eindringt und dort Spasmen und Krämpfe auslöst.
Die wichtigsten Erkrankungen bei dem pathogenen Faktor Äußerer-Wind:
- Berührungsempfindlichkeit am Kopf (Kopfschmerzen)
- Taubheit der Extremitäten
- schmerzhafte Gelenke
- Muskelkrämpfe
- Shivering
- Hahnentritt
- Ataxien
- Juckreiz
- Ekzeme
- Hyperästhesien
- Tetanus
Erkrankungen die mit innerem oder äußerem Wind auftreten können sind:
- Headshaking
- Faszialisparese
Eindringen von Wind in das Lungen Abwehr Qi:
Äußerer Wind dringt in die Haut ein und stört das Wei-Qi (Abwehr-Qi) das im
Zwischenraum zwischen Haut und Muskeln (Faszien?) zirkuliert. Da das
Wei- Qi die Muskulatur erwärmt, frieren die Patienten und unsere Hunde
gehen nicht gerne spazieren.
Die Lunge kontrolliert die Ausbreitung des Wei-Qi an der Oberfläche des
Körpers und ist zuständig für das Öffnen und Schließen der Poren. Wind stört
das Verteilen und Absteigen des Lungen Qi und verursacht Niesen und/oder
Husten mit viel weißem Auswurf und eventuell Schwitzen und Fieber.
Weil sich äußerer Wind mit Hitze, Kälte und Feuchtigkeit verbinden kann,
werden die Syndrome weiter in Wind-Kälte, Wind- Hitze und Wind-Feuchtigkeit
unterschieden.
Wind-Kälte:
Wind-Kälte zeigt sich in den Symptomen Fieber, Pferde und Hunde trinken
wenig, Husten mit viel weißem, wässrigem Schleim, straffer Puls und Zunge mit
dünnem, weißem Belag
Die besten Akupunktur- oder Akupressurpunkte sind: Di4, Lu7 und
Bl12 eventuell mit Moxa (Wärme in den Körper bringen)
Wind-Hitze:
Wind-Hitze erkennt ihr an den Symptomen hohes Fieber, viel Durst, Husten mit
gelbem oder grünem Auswurf, oberflächlicher, schneller Puls, gerötete
Zungenspitze.
Die wirksamsten Akupunktur- oder Akupressurpunkte sind: Di11, Lu7, Bl12
und 3E5
Wind-Feuchtigkeit:
Wind-Feuchtigkeit entsteht durch das Eindringen von
äußerem Wind mit gleichzeitigem Eindringen von
Feuchtigkeit. Feuchtigkeit hat eine blockierende
Eigenschaft.
Wind-Feuchtigkeit äußert sich in Fieber,
Lymphknotenschwellung, Körper- und Muskel-
schmerzen mit schwerfälligen Bewegungen,
geschwollene und schmerzhafte Gelenke.
Wirksame Akupunktur- und Akupressurpunkte sind:
Di4, Lu7, Bl13, Ni9, MP6
Innerer Wind:
Innerer Wind ist immer mit einer Disharmonie im Leber Funktionskreis
verbunden. Er entsteht häufig durch aufsteigenden Leber Wind. Dies ist oft
geprägt durch extreme Hitze Symptome.
Wie Äußere Wind-Hitze, die sich in inneren Wind umwandelt. Fieber über einen
längeren Zeitraum erzeugt Wind wie bei einem Waldbrand. Dabei entsteht sehr
hohes Fieber mit neurologischen Ausfallerscheinungen.
Die wichtigsten Symptome für inneren Wind sind: Hohes Fieber, Tremor,
Schwindel, Tics (Headshaking, Knabbern), Benommenheit, plötzliche Taubheit,
starke und plötzliche psychische Verhaltensänderungen.
Zu den typschen Innerer-Wind Erkrankungen gehören: Vestibularsyndrom,
Epilepsie, Meningitis
Innerer Wind wird am wirksamsten über eine chinesische Phythorezeptur
behandelt.
Wind in der Haut:
Wind kann eine große Anzahl von Hauterkrankungen verursachen.
Wind Hauterkrankungen sind gekennzeichnet durch Hautausschläge mit
plötzlichem Beginn und schneller Ausbreitung. Wind Hauterkrankungen
verursachen starken Juckreiz und treten zuerst in der vorderen Körperhälfte
auf.
Wirksame Akupunktur- oder Akupressurpunkte sind: Di11, Lu5, Bl40
Der wichtigste windausleitende Punkt ist
Gallenblase 20 ,Fengchi, Windteich
Phythotherapie:
In der chinesischen Kräutertherapie wir äußerer Wind mit scharfen,
zerstreuenden Arzneien behandelt und innerer Wind mit kühlenden Arzneien.
Da Wind auch häufig in Kombination mit Kälte, Hitze oder Feuchtigkeit auftritt
müssen auch diese Faktoren bei der Behandlung bedacht werden.
Verschiedene Krankheiten werden verschieden behandelt.
Deshalb ist es immer wichtig vor der Behandlung eine genaue und
fundierte TCM Diagnose zu erstellen !!!